Fachtagung “Making&more: gemeinsam Lernen gestalten”

Making hat unendlich viele Gesichter, welche sich auch im Programm der Fachtagung «Making&more: gemeinsam Lernen gestalten» zeigten.

In seiner Eröffnungs-Keynote zu “Fünf Schulen – Fünf MakerSpaces” präsentierte Björn Mauer nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die Schulpraxis aus dem Projekt “Making Erprobung Thurgau”, sondern auch unterschiedliche Definitionen, Herausforderungen und Möglichkeiten für die Maker-Education.

Abstract zur Keynote: Das vom Kanton Thurgau geförderten Projekt «Making Erprobung Thurgau» haben sich fünf Pilotschulen das Ziel gesetzt, innerhalb von drei Jahren Making in ihrem Schulalltag fest zu verankern. Dazu gehört neben dem Einbezug von Lehrpersonen, Schüler:innen und Eltern auch der Aufbau eines schulischen MakerSpace. Im Rahmen der Begleitforschung – durchgeführt von der PHTG und der Ostschweizer Fachhochschule – wird u.a. ausgelotet, unter welchen Bedingungen sich Making-Ansätze an Schulen etablieren, wo Reibungspunkte und Synergien liegen und inwieweit der Erwerb von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen gefördert werden kann. Die Schulen starteten Ende 2020 mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Im inzwischen angelaufenen zweiten Projektjahr zeigen sich erste Erkenntnisse in Gestalt von Faktoren, die sich fördernd beziehungsweise hemmend auf eine Schulentwicklung in Richtung Making auswirken. In der Keynote werden wesentliche Entwicklungsschritte im Projekt Making Erprobung TG nachgezeichnet und ausgewählte Erkenntnisse präsentiert und eingeordnet. Auf der Projektplattform Makerspace-Schule, die im Mai 2022 ein Relaunch erfahren hat, werden Empfehlungen und Umsetzungshilfen für Schulen angeboten, die ein Schulentwicklungsprojekt Making starten wollen.

Barcamp

Im Barcamp wurden verschiedene Facetten von Making diskutiert, aber auch an anderen Themen wie z.B. Open Educational Ressources (OER) gemeinsam weitergedacht.

Link zur Dokumentation des Barcamps: https://tiny.phzh.ch/makingandmore2


In den paralell durchgeführten Workshops konnte ein Maker-Mindset mit unterschiedlichen Tools wie BBC micro:bits oder Arduino vertieft werden. Mit einem fächerübergreifenden Ansatz wurden Verbindungen zur Biologie, Physik und Kunst aufgezeigt sowie Erfahrungen der Maker Days oder aus dem Schulalltag präsentiert.

Wir freuen uns sehr, Ihnen auch die Präsentationen aus den Workshops anbieten zu können. Diese werden in den nächsten Tagen vervollständigt.

Workshop 1: Making & Daten: Von Objekten zu Daten und zurück

Engin Bumbacher, HEP / PH Vaud

Ziel: Verschiedene Synergien zwischen Making und Daten erkunden. In der Wissenschaft und im Ingenieurwesen werden neue Messgeräte gebaut, um neue Daten zu spannenden Phänomenen zu erfassen. Daten werden genutzt, um das Design von Objekten zu optimieren. Aber auch Künstler:innen und Designer:innen nutzen Daten, um interaktive Kunstobjekte zu entwickeln. In diesem Workshop werden wir Prototypen entwickeln, um Daten zu interessanten Problemen zu erfassen, und um Daten in künstlerische Objekte umzuwandeln. Dabei diskutieren wir auch, wie, wo und wann in der Schule diese Schnittstelle zwischen Making und Daten erfahrbar gemacht werden kann.

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: Die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Making und Daten ist zwangsläufig interdisziplinär. Zum Beispiel existieren Daten nicht in einem Vakuum, sondern sind immer kontextualisiert in einer bestimmten Thematik. Wir werden daher im Workshop regelmässig aufzeigen, wie die Arbeit mit Daten und Making verschiedene Disziplinen zusammenführen und gegenseitig bereichern kann.

Zur Person

Engin Bumbacher ist spezialisiert auf die MINT Bildung, mit Fokus auf die Integration von Informatik in andere MINT Fächer im Zyklus 3. Er hat ein Doktorat in Learning Sciences and Technology Design von der Stanford University, ein BSc in Physik und ein MSc in Neural Systems and Computation von der ETHZ.

Workshop 2: 5 Jahre MAKER DAYS for kids: Machen und Lernen

Maria Grandl, Technische Universität Graz

Im ersten Teil des Workshops lernen die Teilnehmenden die MAKER DAYS for kids (an der TU Graz) kennen. Das ist ein Pop-Up-Makerspace mit dem Ziel, die persönlichen, sozialen und fachlichen Kompetenzen der Teilnehmer:innen (10-14 Jahre), insbesondere im Bereich MINKT, zu fördern. Im Workshop wird thematisiert, wie die Teilnehmer:innen zum selbstorganisierten Lernen angeleitet werden können und der interdisziplinäre Wissensaufbau – und Austausch in einer kooperativen Atmosphäre unterstützt werden kann. Im zweiten Teil des Workshops geht es darum, selbst aktiv zu werden – ganz im Sinne der Maker Education.

Präsentation zu 5 Jahre MAKER DAYS: https://learninglab.tugraz.at/informatischegrundbildung/workshop-maker-education/

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: Maker Education ist immer interdisziplinär – gerade bei den MAKER DAYS for kids kommt das stark zum Tragen: So können die TeilnehmerInnen in der «Textilwerkstatt» traditionelle Werkzeuge und Materialien (Nähmaschine, Nadel, Faden, Stoffe, …) mit neuen Technologien (Smartphone, programmierbare Stickmaschine, leitfähiges Garn, LEDs, elektronische Bauteile) verbinden oder in der «Stadtplanung» darüber nachdenken, wie sie «im Jahr 2030 leben, wohnen, arbeiten, lernen und sich fortbewegen» wollen.

Zur Person

Maria Grandl verfügt über ein abgeschlossenes Lehramtsstudium mit den Unterrichtsfächern Mathematik und Informatik. Sie ist seit 2017 als Universitäts-Projektassistentin und Dissertantin im Bereich Informatik Fachdidaktik (Informatische und Digitale Grundbildung, Maker Education, MINKT-Förderung) tätig. Seit 2018 ist sie Projektleiterin von «MAKERDAYS for kids» in Graz.

Workshop 3: Der Erzählomat – Bau, Bestückung, Einsatz

Claus Wilcke, PH Ludwigsburg, Jan Vanvinkenroye, Uni Stuttgard

RFID-Technik gesteuerte Soundausgabe-Automaten kommen aus der Museumspädagogik («Museum in a Box») und werden heute von Kindern als Kassettenrecorder-Nachfolger heiss geliebt (z.B. «Tonuino»). Diese Akzeptanz zeigt das Potenzial der Erzählboxen, die als schulisches Making-Projekt drei Ebenen des Making-Gedankens realisieren: (1) Eigenbau des Automaten mit Mikrokontroller-Technik; (2) Ausarbeitung variabler Lernobjekte per selbst erstellten Soundfiles; (3) Curricularer Einsatz von Automaten und Content in Klassen- und Lerngruppen-Szenarien. Alle drei Ebenen werden im Workshop adressiert.

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: Erzählomaten sind nicht an eine spezielle Fachdidaktik gebunden und ermöglichen Lernanlässe auf der Ebene von Herstellung, Content-Erstellung und schulischem Einsatz.

Zur Person

Claus Wilcke, kam nach einer Karriere im Marketing spät zum Wissenschaftsbetrieb und betreut heute, nach dem Master-Abschluss in Erwachsenenbildung, als Projektmitarbeiter einen Makerspace der PSE Stuttgart an der PH Ludwigsburg.

Workshop 4: Biotinkering im Unterricht

Manuela Dahinden und Juanita Schläpfer, ETH Zürich, Universität Zürich und CreativeLab Zürich

Bio-Tinkering ermöglicht eine Verbindung zur Natur durch projektbasiertes Experimentieren, das Raum und Platz für die Ästhetik der Natur schafft. Die Bio-Tinkering Projekte, die wir für Schulen entwickeln, sind eine Mischung aus freiem Experimentieren und minimaler Anleitung. Wir beginnen mit einer Reihe von Problemen, Phänomenen und Materialien, die durch Einüben digitaler Fähigkeiten wie Codieren oder 3D-Zeichnen ergänzt werden können. Dieser Workshop bietet eine Einführung in die Förderung von Bio-Tinkering und zeigt, wie es als kreative Methode im Unterricht eingesetzt werden kann.

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: Bio-Tinkering kombiniert Pflanzenforschung, Technologie, Digitale Kompetenzen und Design.

Zu den Personen

Manuela Dahinden ist Molekularbiologin mit einer Leidenschaft für Design und Natur. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im öffentlichen Engagement und in der Verbreitung von Wissenschaft.

Juanita Schlaepfer ist Naturwissenschaftspädagogin und Künstlerin, die sich gerne mit der Theorie und Praxis des Tinkerings auseinandersetzt.

Workshop 5: Making Science! – Das Making-Mindset in naturwissenschaftlichen Experimenten nutzen

Florian Furrer, PH Zürich

Das Ziel des Workshops: Learning by making! Auf allen Schulstufen sind praktische naturwissenschaftliche Experimente Lerninhalt. Zwar werden diese Schulbuch-Experimente immer ähnlich durchgeführt, bieten aber tolles Potenzial zur Weiterentwicklung durch Making mit analogen und digitalen Mitteln. Der Workshop ist nicht nur für NMG/NT-Lehrpersonen spannend! Der Fokus der Beispiele liegt zwar auf den Naturwissenschaften, wir zeigen aber auf, wie diese Überlegungen in anderen Fächern eingesetzt werden können. Wir machen Beispiele, Tüfteln, Lernen und Brainstormen.

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: In diesem Workshop wird das Making-Mindset für die Verbesserung, Erweiterung, Bereicherung und Vereinfachung von experimentellen Versuchsaufbauten in den Naturwissenschaften verwendet. Wir zeigen im Workshop vor allem Anwendungsideen für die Naturwissenschaftspraxis auf, geben aber auch Hinweise, wie diese Überlegungen und Problemlöseideen in anderen Fächern angewendet werden können. Denn schliesslich ist ein Sprint auf Zeit im Sport nichts anderes als die genaue Messung und Protokollierung eines anstrengenden physikalischen Experiments.

Zur Person

Florian Furrer ist Lehrperson, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der PH Zürich. Seine Doktorarbeit befasst sich mit dem naturwissenschaftlichen Experimentieren in der Schulpraxis. An Making ist er privat wie auch beruflich sehr interessiert und immer offen Neues zu lernen und zu entdecken.

Workshop 6: Hack your Curricula: Fächerübergreifende Making-Projekte planen

Mirek Hančl, Lessing-Gymnasium Uelzen

Schulinterne Arbeitspläne geben Unterrichtsthemen und Lernziele vor, lassen Lehrpersonen aber freie Hand bei der Umsetzung mit ihren Lerngruppen. Dabei können sich «curriculare Komfortzonen» entwickeln und verstetigen, in denen für bestimmte Lernziele stets die gleichen Unterrichtsmethoden verwendet werden, wobei Making als zu komplexe und nicht realisierbare Herausforderung erscheinen kann. Zum «Ausbrechen» werden die Teilnehmenden aufgefordert, die Curricula ihrer Fächer zu überdenken, zu «zerlegen» und Lernziele fächerübergreifend zu rekombinieren, um Ideen für kreative, niedrigschwellige Making-Projekte zu produzieren.

Interdisziplinärer Ansatz des Workshops: Mit dem Ansatz, (Un-)Schnittstellen zwischen den Curricula verschiedener Unterrichtsfächer zu entdecken und darauf aufbauend die Umsetzung von Making-Projekten zu planen, kann das fächerzentrierte Denken aufgebrochen und Interdisziplinarität in der Schule ermöglicht werden. Auch der Aspekt, von Lerngruppen die Interdisziplinarität selbst durch Making entdecken und entwickeln zu lassen, ermöglicht eine im Unterricht umsetzbare Form zeitgemässen Lernens.

Zur Person

Mirek Hančl hat Informatik und Chemie auf Lehramt studiert und unterrichtet am Lessing-Gymnasium Uelzen/Deutschland. Der Schwerpunkt seiner Arbeit im Unterricht, aber auch in der Zusammenarbeit mit Lehramtsstudierenden der Informatik und in Lehrerfortbildungen, ist projektbasiertes Lernen im Kontext von Making.


MakingUniversum

  • Via SLACK: tiny.phzh.ch/makeruniversum
  • Wir sind eine Community, die sich über Makereducation und Makerspaces austauscht.
  • Wir treffen uns zweimal jährlich online und einmal vor Ort. Nächstes (erstes) Treffen: 20. November 2022 15.30 – 17.00
  • Es sind alle herzlich eingeladen, in den jeweiligen Channels Gedanken, Frage und Ressourcen zu posten.
  • Wir haben ein gemeinsames MIRO-Board, welches gerne erweitert werden darf.