Makerspace an der PH Zürich eröffnet

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Die zweite Fachtagung zum Thema «Making im Unterricht» stellte Lernsettings in verschiedenen Fächern und Disziplinen vor und ordnete sie wissenschaftlich ein. Gleichzeitig wurde an der PH Zürich ein Makerspace eröffnet.

Making schafft Möglichkeiten, Studierende, Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler über ein offenes Lernsetting und kreative Projektarbeiten an problemorientierte Fragestellungen heranzuführen. Dabei werden Disziplinen und Fächer wie Medien und Informatik, Natur und Technik, Bildnerisches Gestalten, Design und Technik zusammengebracht. Im von der Digitalisierungsinitiative des Kantons Zürich (DIZH) geförderten und von der PH Zürich geleiteten Projekt «Making im Unterricht» wurde diese Interdisziplinarität mit verschiedenen Partnerinstitutionen und Fachdisziplinen erprobt und weiterentwickelt.

Die Fachtagung «Making & more» vom 5. Juli 2023 gab Einblick in wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem DIZH-Projekt. Zusätzlich konnten Making-Workshops besucht werden. Im Rahmen der Tagung wurde auch der erste sogenannte Makerspace – ein vielseitiger, mit physischen und digitalen Materialien fertig eingerichteter Kreativraum – eröffnet, der fortan für Aus- und Weiterbildungen an der PH Zürich zur Verfügung stehen wird.

Zum Abschluss des DIZH-Projekts ein Gespräch mit der Projektleiterin Bernadette Spieler.

Frau Spieler, das von der Digitalisierungsinitiative (DIZH) geförderte Projekt «Schulbezogene Erstellung und Erprobung von OER-Modulen für Making-Aktivitäten im Unterricht» kommt zu einem Abschluss. Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

In den vergangenen zwei Jahren haben wir gemeinsam mit dem Schulamt der Stadt Zürich verschiedene Making-Kurse in Kooperation mit 18 Lehrpersonen aus fünf verschiedenen Schulen entwickelt, erprobt und evaluiert. Darunter ein Grundlagenkurs Making sowie Vertiefungskurse zu den Themen digitale Muster, Lasercutter/3D-Drucker und Physical Computing. Diese Kurse wurden bereits ins Weiterbildungsportfolio der PH Zürich aufgenommen. Es besteht eine grosse Nachfrage. Ein weiteres Herzstück des Projekts sind die Unterrichtsmaterialien und Lerneinheiten, die ab September 2023 vollumfänglich als Open Educational Resources (OESR) auf der Plattform PHZH-Open-ILIAS bereitstehen werden. Im Herbst 2023 werden wir zudem einen wissenschaftlichen Sammelband zum Transfer von Making in den Unterricht veröffentlichen.

Das Projekt war eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der PH Zürich, dem Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich und dem Schulamt als Praxispartner. Wie und in welcher Form haben Sie zusammengearbeitet?

Der Making-Ansatz kann in den verschiedensten Fachdisziplinen zur Anwendung kommen, zum Beispiel auch in der Biologie. Das Zürich-Basel Plant Science Center, im Projekt vertreten durch das Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Uni Zürich, einwickelte im Rahmen des Projekts eine Reihe von «Bio-Tinkering»-Kursen und erstellte dazu ebenfalls OER-Materialien. Besonders intensiv war die Kooperation im Kurs «Tree KI», in dem ein Algorithmus die Bestimmung verschiedener Blattarten von Bäumen und Pflanzen ermöglicht. Im Folgeprojekt «Digital Storytelling with Plants», welches im Juni 2023 startete, werden multimediale Stationen im Botanischen Garten der Universität Zürich geschaffen, um besonders junge Menschen anzusprechen und deren Wissen zu Pflanzen zu fördern.

Die Making-Unterrichtseinheiten mit Schulen und Klassen verschiedener Stufen und Disziplinen entwickelt und getestet. Wie war die Resonanz?

Ziel von Making ist es, digitale und kreative Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Die kooperative Lernkultur soll auch diejenigen ermutigen, die sich in MINT-Fächern oder im Umgang mit digitalen Technologien unsicher fühlen. Making stösst bei Lehrpersonen wie auch bei den Schülerinnen und Schülern auf grosse Resonanz. Das Tüfteln in der Verbindung von Handwerk und Digitalität macht Spass und führt zu sichtbaren, teils überraschenden Resultaten. Jedes der hergestellten Produkte ist einzigartig. Unsere Evaluationen zeigen, dass Lehrpersonen gut neue Ideen mit ihren Klassen umsetzen konnten, dass aber insbesondere im Hinblick auf das Wissen über spezifische Werkzeuge (z. B. Lasercutter) oder Anwendungen (z. B. Programmierung, Vektorisierung, App Embroidery Designer) zusätzliche Unterstützung benötigt wird.

An der Abschlusstagung vom 5. Juli wurde an der PH Zürich auch ein sogenannter Makerspace eröffnet. Was ermöglicht dieser Raum? Wem steht er zur Verfügung?

Der Makerspace bietet eine inspirierende Lernumgebung, um innovative interdisziplinäre Lehrmethoden und Unterrichtsformen sowie neue Technologien kennenzulernen und auszuprobieren. Der Raum stellt dazu Infrastruktur und Materialien bereit. Er wird für Aus- und Weiterbildungsformate der PH Zürich genutzt und soll später auch dem Schulfeld zur Verfügung stehen. Über Studierende, Weiterbildungsteilnehmende und gegebenenfalls sogar Schulklassen soll das «Maker-Mindset» in die Schulen getragen und eine innovative Lernkultur gefördert werden.

Wie geht es mit «Making» weiter?

Das Projekt hat gezeigt, dass im praktischen Einsatz von Making im Unterricht noch verschiedene Hürden bestehen. Making ist nicht zwingend, aber oft mit dem Einsatz von digitalen Techniken, wie 3D-Drucker, Lasercutter, Robotik-Elementen verbunden. Da möchten wir mit Weiterbildungsangeboten Berührungsängste abzubauen und den Lehrpersonen noch mehr Sicherheit im Umgang mit den neuen Technologien vermitteln. Für die Zukunft planen wir, in Zusammenarbeit mit Unternehmen sogenannte Makercamps für Kinder und Jugendliche zu organisieren. Damit soll die Lücke zwischen Making in der Schule und technischen Ausbildungsberufen geschlossen und vor allem Mädchen sollen für diese Art von Berufen begeistert werden.

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Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH)
Die Digitalisierungsinitiative (DIZH) hat zum Ziel, die Zusammenarbeit der Zürcher Hochschulen im Digitalisierungsbereich zu fördern und damit den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Zürich zu stärken. Die Universität Zürich (UZH), die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) vernetzen sich in der DIZH systematisch, um Forschung und Innovation in Themen der Digitalisierung mit interdisziplinären Ansätzen gezielt voranzutreiben.