Making im Unterricht: Eine Revolution in der Lehr- und Lernkultur

Vollständiger Artikel hier verfügbar: https://www.roteco.ch/de/stories/artikel/making-im-unterricht-eine-revolution-in-der-lehr-und-lernkultur/

Von Tobias M. Schifferle

Der Begriff “Making” hat in den letzten Jahren immer mehr an Bekanntheit gewonnen und ist mittlerweile auch im Schulumfeld weit mehr als nur ein Schlagwort. Es handelt sich um eine pädagogische Bewegung, die die Art und Weise, wie wir lernen und lehren, nachhaltig verändern könnte. Dabei steht das interessengeleitete ko-konstruktive Lernen im Zentrum. Robotik (z.B. Thymio, Ozobot, Spike) und Physical Computing (z.B. micro:bit oder Calliope) können ein Teil davon sein. Viele Lehrpersonen, Schulen oder (Pädagogische) Hochschulen leben, probieren und beforschen Making aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieser Artikel beleuchtet das Projekt “Making im Unterricht” und was daraus entstanden ist. Dazu wird ein Einblick in die vergangene sowie ein Ausblick auf die diesjährige «Making and More»-Tagung am 5. Juli 2023 an der PH Zürich gegeben. Aus spannenden Unterrichtsdurchführungen und Erweiterungskursen entstanden OER-Materialien sowie ein in Kürze erscheinender Sammelband in der Zeitschrift MedienPädagogik. Zuletzt werfen wir einen Blick in unseren eigenen PHZH-Makerspace, der gerade im Aufbau ist.

Das Projekt “Making im Unterricht”

Im Rahmen des Projekts “Making im Unterricht ” entwickelt die Pädagogische Hochschule Zürich, Zentrum für Medienbildung und Informatik zusammen mit der Universität Zürich, Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie, dem CreativeLab Zürich und dem Schulamt der Stadt Zürich Szenarien für Making-Weiterbildungen in der interdisziplinären Lehrer:innenausbildung, z.B. in NMG, Informatik oder textilen und technischen Gestalten. Das Projekt “Making im Unterricht” (https://explore-making.ch ) ist eine zweijährige Untersuchung verschiedener Making-Kurse (z.B. Physical Computing, Bio-Tinkering, digitale Designs, Lasercutter, 3D-Druck) in der Weiterbildung (Zyklus 2-3), die von der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (dizh.ch) gefördert wird.

Ein Ziel des Projektes ist es Lehrpersonen dabei zu unterstützen, die Ideen und Prinzipien des Making in den Schulen zu etablieren und sie bei der Integration von Making-Projekten in ihren Unterricht zu begleiten. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz von Technologie, sondern vor allem auch um die Entwicklung einer neuen Lehr- und Lernkultur, die darauf abzielt, Kreativität, Selbstwirksamkeit und interdisziplinäres Lernen zu fördern. Die Kurse sind daher so gestaltet, dass gemeinsam ein Themencluster eröffnet wird und die Grundlagenerarbeitet werden. Danach implementieren die Lehrpersonen etwas daraus in ihrem eigenen Unterricht. Wer möchte, kann für die Implementierung auf eine Unterstützung aus dem Projektteam zählen. Schliesslich trifft man sich wieder und tauscht sich darüber aus. (z.B. hier: https://explore-making.ch/2022/05/04/weiterbildung-grundlagen-making-kurs-2-03-mai-2022/ )

Indem Schülerinnen und Schüler in Making-Projekten aktiv gestalten und ihre eigenen Ideen verwirklichen, soll ihr Interesse an naturwissenschaftlichen, technischen, künstlerischen und handwerklichen Tätigkeiten geweckt werden und dabei gleichzeitig die Problemlösungskompetenz gefördert, die Eigenorganisation sowie die Zusammenarbeit in Teams gestärkt werden.

Rückblick auf die Tagung “Making and More” 2022

Die letztjährige Tagung “Making and More” (https://phzh.ch/de/Weiterbildung/volksschule/veranstaltungen/tagung-making/#tagung-making-more-2022 ) war ein voller Erfolg. Zahlreiche Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen der Bildung kamen zusammen, um sich über Making-Projekte, Methoden und Technologien auszutauschen. In zahlreichen Workshops von Maker-Expert:innen aus unserem Beirat (https://explore-making.ch/beirat/ ) konnten die Teilnehmenden selbst Hand anlegen und die vielfältigen Möglichkeiten des Making kennenlernen oder weitere Themen im Barcamp diskutieren.

Ein besonderes Highlight war die inspirierende Keynote von Björn Maurer (PHTG), die zur Reflexion über die Bedeutung von Making für Schule und Gesellschaft anregte. Die Tagung zeigte eindrücklich, wie gross das Potenzial von Making für die Bildung ist und wie wichtig es ist, diese Bewegung weiter voranzutreiben.

Tagungsband “Making & More”

Als Ergebnis der Tagung 2022 wird im Sommer 2023 ein Tagungsband veröffentlicht. (https://www.medienpaed.com/announcement/view/28 ) Der Band enthält Beiträge von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen aber auch Praxisberichte von Lehrpersonen und anderen Initiativen und bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Making in der Bildung sowie den aktuellen Forschungsstand. Er wird eine wertvolle Ressource für alle, die sich für Making im Unterricht interessieren und sich über aktuelle Entwicklungen und Best Practices informieren möchten.

Die bevorstehende “Making & more”-Tagung 2023

Auch in diesem Jahr findet wieder eine Tagung statt (https://www.roteco.ch/de/events/post/fachtagung-making-more/ ). Sie wird gleichzeitig auch den Abschluss des «Making in der Schule» Projektes darstellen.
Die Tagung bietet erneut eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung von Making-Interessierten aus Bildung, Wissenschaft und Praxis. Mit einem vielfältigen Programm aus Vorträgen, Workshops und Diskussionen werden aktuelle Fragen und Herausforderungen rund um das Thema Making im Unterricht aufgegriffen sowie der PHZH-Makerspace eröffnet. Eine Anmeldung ist noch möglich.

Grundlagen- und Vertiefungskurse

Im Rahmen des Making-Angebots werden ein Grundlagenkurs zu Making sowie verschiedene Vertiefungskurse angeboten, die es den Teilnehmenden ermöglichen, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten in verschiedenen Bereichen des Making zu erweitern. Die entwickelten Kurse und Materialien werden dabei auch als Open Educational Ressources (OER) veröffentlicht. Neben der Veröffentlichung als OER werden auch regelmässig reguläre Weiterbildungskurse ausgeschrieben.

– Der Grundlagenkurs mit Einführung ins Making, passenden Methoden und Ideen (https://www.roteco.ch/de/activities/post/making-grundlagenmodul/ )
 
– Der Kurs “Lasercutter 1×1” (https://explore-making.ch/2022/11/10/lasercutter-1×1/ ), in dem die Teilnehmenden lernen, wie sie mit Lasercuttern arbeiten und eigene Projekte umsetzen können.


– Der Kurs “Physical Computing”, der die Grundlagen der Programmierung von Mikrocontrollern vermittelt und den Teilnehmenden ermöglicht, interaktive Objekte und Installationen zu entwickeln. Eine vorläufige Version der micro:bit Skill Cards findet sich hier auf Roteco: https://www.roteco.ch/de/activities/post/microbit-skill-cards/

OER helfen auch, von den Erkenntnissen Anderer zu profitieren und darauf aufbauen zu können. Wir haben uns beispielsweise immer wieder gern von Makerstars
(https://www.roteco.ch/de/activities/post/makerstars-2/ ) oder https://makerspace-schule.ch/ der Making-Erprobung Thurgau inspirieren lassen.

Der Makerspace an der PH Zürich

Derzeit richten wir an der PH Zürich einen eigenen Makerspace ein, der als zentraler Ort für das Experimentieren, Lernen und Forschen rund um Making dienen soll. Auch wenn Making durchaus auch ohne Raum funktionieren kann, so hilft der dedizierte Raum doch, Gleichgesinnte zusammen zu bringen und dem Thema an der Hochschule «Raum zu geben». Der Makerspace wird mit modernen Werkzeugen ausgestattet, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, ihre Ideen in die Realität umzusetzen. Darüber hinaus soll er ein Ort für den Austausch von Wissen und Erfahrungen sein und die Vernetzung von Lehrenden, Studierenden und Forschenden fördern. Wir möchten dabei auch unsere eigenen Ideen und Wünsche umsetzen und in der Praxis erproben. Momentan warten wir auf die ersten Möbel. Die kleine Bühne steht bereits, auch wenn darauf noch die 3D Drucker gelagert werden. Wir werden also noch einige Challenges zu meistern haben bis zur Eröffnung im Rahmen der Making & more Tagung im Juli.

Making

Das Projekt “Making im Unterricht” und die damit entstandenen Aktivitäten und Veranstaltungen zeigen, welche Potenziale im Bereich des Making für die Bildung liegen. Durch die Integration von Making-Projekten in den Unterricht können Schülerinnen und Schüler ihre Kreativität, Problemlösungskompetenz und Teamfähigkeit entwickeln und gleichzeitig ihre Begeisterung für naturwissenschaftliche, technische, künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten entdecken. Auch für Lehrpersonen und Dozierende verschiedener Fachbereiche bietet Making als Mindset grosse Chancen.

Die Einrichtung eines eigenen Makerspace an der PH Zürich, die Entwicklung von Open Educational Resources und die Organisation von Tagungen und Erweiterungskursen tragen dazu bei, dass das Wissen und die Erfahrungen rund um Making im Unterricht weiterverbreitet und vertieft werden. Damit möchte das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Lehr- und Lernkultur und zur Förderung einer zukunftsfähigen Bildung leisten. Es soll aber auch einfach zum Machen animieren. Nach zweijähriger Laufzeit wird das Projekt bald zu Ende sein, Making als Thema aber keineswegs.